Rechtsanwalt Griechenland

Die Rolle des Rechtsanwalts in Griechenland

Der Rechtsanwalt in Griechenland übt eine freiberufliche Tätigkeit aus, indem er entweder selbständig oder in einem Angestelltenverhältnis arbeitet.

Zudem genießt der Rechtsanwalt eine besondere Stellung. Gemäß der griechischen Rechtsanwaltsordnung 4194/2013 und der Berufsordnung vom 1.4.1980 gilt er als Organ der Rechtspflege, der, neben den Richtern und den Gerichtsbeamten, für ihr ordnungsgemäßes Funktionieren sorgt. Ferner setzt er sich für die Freiheit, die Demokratie und die Wahrung der Verfassung ein. Aus diesem Grund ist seine Stellung unabhängig, unabdingbar und von grundlegender Bedeutung für die Rechtspflege und den Rechtsstaat.

Jeder Anwalt ist verpflichtet, jegliche Tätigkeit nach bestem Gewissen und nach dem Gesetz auszuüben. Aber auch sein Privatleben wird von der Anwaltseigenschaft geprägt, zumal er darauf achten muss, ein würdevolles Verhalten an den Tag zu legen.

Was macht ein Rechtsanwalt in Griechenland?

Das griechische Rechtsanwaltsgesetz überlässt die Vertretung, die Verteidigung, die Rechtsberatung, die Anfertigung von Rechtsgutachten sowie die Einsicht in das Grundbuch und das Kataster ausschließlich den Rechtsanwälten.

Zudem ist jede natürliche oder juristische Person, von einigen wenigen Ausnahmen abgesehen, verpflichtet, bei jedem Auftritt vor einem Gericht einen Rechtsanwalt einzuschalten. Das Auftreten vor Gericht kann mit oder durch den Anwalt erfolgen.

Der Rechtsanwalt ist ferner befugt, Dokumente aus einer fremden Sprache in die griechische Sprache, und umgekehrt, zu übersetzen. Die Übersetzung des Rechtsanwalts hat nach Artikel 36 Absatz II Satz 3 der griechischen Rechtsanwaltsordnung volle Gültigkeit gegenüber allen Gerichten und Behörden, sofern sie von einer beglaubigten Abschrift des übersetzten Dokuments begleitet wird und der übersetzende Rechtsanwalt bescheinigt, dass er über ausreichende Kenntnisse derjenigen Sprachen verfügt, aus der er und in die er übersetzt hat.

Darüber hinaus haben Rechtsanwälte das Recht, die Echtheit der Unterschrift ihres Mandanten auf einer Vollmacht zu beglaubigen, allerdings nur im Rahmen von strafrechtlichen Angelegenheiten. Bei anderen Angelegenheiten wird die vorgenannte Beglaubigung der Vollmacht von einem Beamten (namentlich von einem Polizeibeamten), von der Bürgerservicezentrale oder, wenn der Vollmachtgeber seinen Aufenthalt im Ausland hat, vom Beamten des griechischen Generalkonsulats ausgestellt.  

Den Rechtsanwälten wird schließlich die Befugnis zuerkannt, beglaubigte Abschriften jedweder Dokumente auszustellen. Diese Abschriften haben volle Gültigkeit gegenüber einem Gericht, einer Behörde oder einer Person. 

Das Verhältnis zwischen dem Rechtsanwalt und dem Mandanten

Zwischen Anwalt und Mandant muss ein Vertrauensverhältnis bestehen. Von diesem Vertrauensverhältnis hängt der Erfolg einer gerichtlichen oder außergerichtlichen Angelegenheit nämlich oft entscheidend ab.

Außerdem ist das vorgenannte Verhältnis durch die Verschwiegenheitspflicht oder Schweigepflicht abgesichert.

Unter die Schweigepflicht fällt alles:

  • was der Mandant seinem Anwalt mündlich anvertraut hat, auch wenn er ihn von dieser Pflicht entbunden hat;
  • was der Rechtsanwalt aus den Unterlagen, die ihm sein Mandant übergeben hat, in Erfahrung gebracht hat;
  • was dem Anwalt die Zeugen seines Mandanten mitgeteilt haben;
  • was der Anwalt von anderen Rechtsanwälten über die Angelegenheit seines Mandanten erfahren hat.

Die besondere Bedeutung des Vertrauensverhältnisses zwischen Rechtsanwälten und deren Mandanten spiegelt sich in der Pflicht wider, die Verschwiegenheit nicht nur beim laufenden Auftrag, sondern auch nach dessen Beendigung oder Zurückziehung zu wahren. Zudem ist der Rechtsanwalt auch nach dem Tod seines Mandanten zum Schweigen verpflichtet.

Sollte außerdem ein Rechtsanwalt einen Fall gegen einen früheren Mandanten übernehmen, den jetzt ein anderer Rechtsanwalt vertritt, hat er weder das Recht, ihm anvertraute Informationen von damals seinem jetzigen Mandanten zu offenbaren, noch diese gegen den früheren Mandanten dem verhandelnden Gericht mitzuteilen.

Jeder Anwalt kann weiterhin bei der Bearbeitung eines Falles frei vorgehen. Er darf jedoch auf ihm zuteil gewordene Hinweise, die dem Gesetz und dem Interesse des Mandanten widersprechen, nicht eingehen. 

Wie lange muss ein Rechtsanwalt die Akten aufbewahren?

Jeder Anwalt ist zur mindestens fünfjährigen Aufbewahrung einer Akte nach Beendigung der rechtlichen Angelegenheit verpflichtet.

Wann haftet ein Rechtsanwalt?

Der Rechtsanwalt, der den Interessen seines Mandanten vorsätzlich schadet oder der im Rahmen derselben Angelegenheit beiden Parteien mit Ratschlägen hilft oder ihnen seine Dienstleistungen anbietet, muss sowohl mit einer Disziplinarstrafe als auch mit einer Freiheitsstrafe rechnen. Sein strafbares Verhalten wird jedoch milder gewertet, wenn er nach vorheriger Absprache mit den Parteigegnern gehandelt hat oder wenn er eigenen Gewinn erzielen wollte.